Samstag, 4. Juni 2016

Milch? Ich bin doch kein Kälbchen...!

Derzeit ist die Diskussion um den Kuhmilchpreis ja voll im Gange und das möchte ich gerne zum Anlass nehmen, meine Sicht dazu zu schildern.
Vielleicht seht ihr es anders, oder genauso, am Ende muss jeder selbst entscheiden, was er konsumiert und was nicht. Aber mal ein bisschen seine eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen, kann ja nicht schaden... :-)

Ich bin mit Kuhmilch als reguläres Nahrungsmittel aufgewachsen. Cornflakes mit Milch zum Frühstück, Nudeln mit Sahnesauce zum Mittag, Butterbrot mit Käse am Abend. Das war ganz normal für mich. Ich habe nicht darüber nachgedacht, ob das den Tieren schadet, ich aß ja auch Fleisch.

Vor einigen Jahren, während meines Studiums, hat ein Professor mal geäußert, dass er keine Milch trinkt. Er sagte: "Kuhmilch ist für Kuhkinder".
Er erzählte davon im Zusammenhang mit einem Schadensfall bei einem namhaften Hersteller, bei dem ein großer Milchtank korrodiert war und so Stoffe in die Milch gelangt waren, die alles andere als gesundheitsfördernd sind. Wie viel von dieser kontaminierten Milch bereits im Handel verkehrte (und bereits konsumiert wurde), war nicht bekannt.

Ganz ehrlich, ich hielt meinen Dozenten damals für einen Exzentriker, sogar Spinner. Heute denke ich, dass er vollkommen Recht hatte und hat.
Die Aussage, dass Milch für Kälbchen gedacht ist, befand ich damals zwar als "eigentlich richtig, aber..."

Sofort kommt ein "Ja, aber..." im Kopf hoch, man kann sich erstmal gar nicht dagegen wehren. Denn ich habe doch mein ganzes Leben lang Milch, Käse und Sahne zu mir genommen, das kann doch nicht alles falsch gewesen sein?

Heute denke ich: Doch.
Mittlerweile wird der Gedanke, Kuhmilch zu trinken, immer abstruser, ja, wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, eine Kuh zu melken?
Hat sich jemand zu einer Mutterkuh dazu gestellt, das Kälbchen beiseite geschoben und sich selbst mal am Euter bedient? Warum?

Vor allem ein erwachsener Mensch? Wir trinken ja auch nicht mehr von Mamas Brust, weil wir groß und stark genug sind, unseren Körper mit anderen Lebensmitteln vital zu erhalten.
Kein erwachsener Mensch käme auf die Idee, Milch von seiner Mutter trinken zu wollen, dann ist es doch erstrecht absurd, Muttermilch von einem Tier zu trinken!
Selbst die erwachsenen Kühe trinken keine Kuhmilch, sie trinken Wasser.
Warum meinen dann also Menschen, dass sie unbedingt Kuhmilch konsumieren müssen, um gesund zu bleiben?

Viel dafür tut natürlich die Milchindustrie, die ein enormes Budget für Werbung hat, aber an der Produktion wird jeder Cent eingespart. Es gibt sogar Werbung,die absurderweise damit prahlt, dass in der (Billig-)Schokolade "eine Extraportion Milch" enthalten und damit gesünder sei.
Selbst die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hält Kuhmilch für einen nur schwer ersetzbaren Nährstofflieferanten, befasst sich aber immerhin ernsthaft mit veganer Ernährung und gibt Antworten auf häufige Fragen.

Immer wieder höre ich von Leuten, die eine Unverträglichkeit gegen Kuhmilch (entwickelt) haben. Interessanterweise ist diese Unverträglichkeit in z.B. asiatischen Ländern der Regelfall, da ist es eher die Ausnahme, dass Kuhmilch vertragen wird.
Dabei ist diese Unverträglichkeit bei Erwachsenen völlig normal, denn der Körper ist darauf ausgelegt, in den ersten Lebensjahren Milch zu verarbeiten, aber danach nicht mehr.
Trotzdem haben wir es uns so anerzogen, Milch und Milchprodukte zu verzehren.
Viele Leute haben schon zu mir gesagt "auf Käse könnte ich nieee verzichten!".
Das habe ich auch mal gesagt.
Aber ich habe viele Gründe gefunden, neben Fleisch auch Milch(-produkte) von meinem Speiseplan zu verbannen.
Es gibt so viele tolle Rezepte, in denen im Original nie Tierprodukte drin waren und z.B. auch die asiatische Küche kommt sehr gut ohne zurecht. Es lässt sich aber vieles sehr einfach und ohne Geschmacksverlust ersetzen, bisher kamen meine mitgebrachten Speisen immer sehr gut an, (oft wussten die Leute gar nicht, dass es veganes Essen war).

Ich nehme nun seit über 1 1/2 Jahren keine Tierprodukte mehr zu mir und auch Martin ist mittlerweile von Pflanzenmilch (Achtung: nicht jede schmeckt gleich -> ausprobieren) überzeugt und in seinen morgendlichen Kaffee kommt aufgeschäumte Sojamilch (Käse mochte er sowieso noch nie wirklich). Und wenn wir eine cremige Soße oder Suppe möchten, wird dies mit einer Mehlschwitze oder einer pflanzlichen Creme realisiert.
Ich muss sagen, ich vermisse den Geschmack von Käse zwar manchmal, aber in solchen Fällen greife ich dann mal zu veganem "Käse". Selbst wenn das alles pure Chemie wäre (was es nicht ist), würde ich das lieber in mich rein stopfen als das Leid der Tiere auf mich zu nehmen.

Warum ich keine Kuhmilch mehr trinke oder Käse esse ist recht einfach:
Kuhmilch kommt nicht von allein vom Himmel geregnet, dafür müssen Kühe gemolken werden. Damit eine Kuh Milch gibt, muss sie ein Kind gebären, genauso wie beim Menschen.
Direkt nach der Geburt wird der Mutter das Kind weg genommen, was keinen von beiden 'egal' ist.
Bewegende Videos zeigen, wie stark die Mutter-Kind-Bindung auch bei Rindern ist und welchen seelischen Schmerz und psychische Belastung dies für beide bedeutet.
Und alles nur weil wir die Milch, die einem Kind zu steht, für uns selbst haben wollen?

Ausschnitt aus PETAs veganem Backpapier

Da der Produktionspreis für Fleisch und Milch so günstig wir möglich gehalten werden muss, sind nur sogenannte "Hochleistungsrinder" wirtschaftlich.
Die männlichen setzen eine extrem hohe Menge an Fleisch an, für deren Gewichtsmassen der Körper gar nicht gebaut ist. Die weiblichen geben eine sehr große Milchmenge pro Tag ab, was riesige schmerzende und teilweise entzündete Euter (die Kühe werden trotzdem gemolken und die Milch verwendet!) nach sich zieht. Man stelle sich das mal bei einer Frau vor :-( *autsch*.

Ich hab mich schon früher immer gewundert, wenn ich Kühe mit solch großen Eutern gesehen habe, wie die überhaupt noch ungehindert laufen, geschweige denn rennen können. Heute weiß ich: gar nicht. Denn Milchkühe sind nicht dazu gedacht, dass sie auf einer Wiese rumspringen, sondern einzig und allein die Leistung des Euters ist entscheidend.
Und wenn diese Leistung nachlässt, wird das Tier, oder in dem Fall die Produktionseinheit, aussortiert und ersetzt.
Aussortiert im Falle einer Milchkuh heißt, dass sie zum Schlachter transportiert wird, und das weit vor ihrer natürlichen Lebenserwartung. 
Auch Biorinder, die zwar etwas bessere Haltungsbedingungen zu ihren Lebzeiten "genießen" durften, erleiden letzendlich das gleiche Schicksal und die gleichen Umstände in einem Schlachthof.
Natürlich können wir uns weiterhin vorstellen, dass die Tiere nicht merken, dass sie geschlachtet werden sollen, weil sie auf ihrer grünen Weide einfach tot umfallen. Aber das entspricht leider überhaupt nicht der Realität. Im Internet gibt es genug Videos die zeigen, wie es in einem Schlachthof zugeht.

Was mir vorher nicht bewusst war, ist, dass sogar trächtige Kühe geschlachtet werden dürfen und dies auch alltäglich passiert. Einfach, weil sie unrentabel geworden sind. Um das Tier oder das ungeborene Leben schert sich keiner, dafür ist in der Milchindustrie kein Platz.

Ich weiß, das ist wirklich kein schönes Thema, aber wer nicht die Augen vor dem Thema verschließen möchte, sollte sich darüber weiter informieren. Nützliche Quellen gibt es genügend, ein paar hab ich mal hier aufgelistet:





Wie ergeht es einem Nutztier? Hier kannst du dich in die Rolle eines Nutztieren hinein versetzen:

Ich würde mich freuen, wenn sich noch viel mehr Menschen anschließen und auf tierische Produkte verzichten, denn gesunde Ernährung geht auch ohne Tierleid :-)




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